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Quelle: Werner Bauregger (Elisabeth Koch informiert Pfarrer Quirin Strobl zu TTIP)


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Quelle: Werner Bauregger ("Klimawerkler" beim Energietag Ende September in Inzell)



02.11.2014

Die Klimawerkler


Kleine Schritte für die Umwelt und das persönliche Umfeld mit großer Wirkung
In den letzten Wochen hatten die Frauen und Männer der Interessensgemeinschaft „Die Klimawerkler“ in Inzell, so beim Energietag beim Michaeliritt oder während der Ausstellung des Gartenbauvereins und der Imker die Gelegenheit, ausgesuchte Themen ihrer Arbeit für eine intakte Umwelt und ein lebens- und liebenswertes menschliches Umfeld vorzustellen. Wer die Gruppe näher kennt weiß aber, dass die Themen derer sich die Frauen und Männer annehmen und für die sie sich engagieren, weitaus breiter gefächert sind als dieser kleine Ausschnitt zeigen konnte. Das macht neugierig, zumal die Kommunikation unter einander oder über einen eigenen Mailverteiler zu Themen der Welt, der Umwelt, unseres täglichen Lebens in den Familien und im Umgang mit unseren Mitmenschen, in einer gleichwohl aufrüttelnden, ansprechenden, wertschätzenden und liebevollen, ja - herzlichen Art und Weise erfolgt, die jedem der sich angesprochen fühlt, seinen Freiraum im Denken und seinen Entscheidungen offen halten.

Begonnen haben die Aktivitäten im Mai 2008 als die „Klimawerkstatt München“ ein Projekt am Lehrstuhl Weihenstephan der TU München mit dem Ziel durchgeführt hat, die Landkreise Rosenheim, Traunstein, Mühldorf, Altötting, Berchtesgadener Land auf den Klimawandel vorzubereiten, regionale Ressourcen und Institutionen zu bündeln und zu vernetzen. Um Verbraucher für die geplante Verbraucher-Studie zu erreichen, kamen die Projektleiter unter anderem auf den 2003 aktiv gewordenen „Chiemgauer e.V.“ zu, in dessen Vorstand 2008 auch der „Motor“ der Inzeller Klimawerkler Elisabeth Koch saß, die von 1991 bis 1992 eine Ausbildung zur Gesundheitsberaterin absolviert hatte. In der Studie sollte es um CO2 sparendes Leben in der Region gehen. Eine spannende Aufgabe, weil niemand so richtige Vorstellungen hatte, wie man in diesem Fall vorgehen könnte und es noch kein vergleichbares Konzept gab. Trotzdem machten sich Aktionsgruppen in Rosenheim, Traunstein, Ainring und Inzell an die Arbeit. Als Koordinatorin zwischen der TU München und der etwa 10 bis 15 Interessenten zählenden Inzeller Gruppe fungierte Elisabeth Koch. Das erste Gruppentreffen zum Thema „Klimawandel“ beziehungsweise „Einsparungsmöglichkeiten von CO2“ fand im Sitzungssaal der Gemeinde Inzell statt, weitere in den anderen teilnehmenden Orten.
Alle vier Gruppen stellten abschließend ihre Erkenntnisse zu den Themen Klima, Ernährung, Konsum, Mobilität und Strom, unterstützt von weiteren, hervorragenden Spezialisten die über den „ökologischen Fußabdruck“ referierten, im Rathaussaal der Stadt Traunstein vor.

In dem halben Jahr ihrer Arbeit konnte die Inzeller Gruppe den CO2 Verbrauch von etwa zwei Personen einsparen. Die Freude über diese sinnvolle Arbeit, das Ergebnis und die Erkenntnis, dass jeder Einzelne doch etwas bewegen kann, war für die Inzeller Gruppe Motivation genug, eine weitere Runde ab November 2009 zu beginnen die wiederum im Januar 2010 abgeschlossen wurde.
Wie bereits beim ersten Mal gab es vor und nach dem Zeitraum eine Befragung durch Studenten der TU. Durch „Mitdenken, Aufmerksamkeit und bewusstes Handeln“, wie Elisabeth Koch berichtete, wurde etwa das gleiche Ergebnis an Co2 Einsparung erzielt wie beim ersten Projekt.
Dieses Mal gab es neben drei geschlossenen, kleinen Runden auch drei große, öffentliche Diskussionsrunden. Hier wurde zum Beispiel auch die Frage diskutiert, ob „immer mehr“ wirklich zufrieden und glücklich macht. Obwohl die Akteure auf beiden Seiten mit Herzblut an einem Ergebnis arbeiteten, zeigte sich bei der zweiten Runde ganz deutlich die Diskrepanz zwischen einer rein wissenschaftlichen Sichtweise (TU) und der Menschen vor Ort, die diese meist theoretische Sicht der Dinge im Alltag praktisch umzusetzen versuchten. Elisabeth Koch ist sich sicher, dass Wandel und Veränderung nur durch Freude und Spaß am eigenen Tun erreicht werden kann und nicht durch Verordnung, strikten Vorgaben oder Druck. Auch wenn oft wenig passiere, gebe es als Folge eine große Wirkung. Kleine Schritte sind für Elisabeth Koch zudem zielführender als große Aktionen. Dies habe man auch bei der Arbeit in der Gruppe gespürt.
Auf alle Fälle dürfe die Freude an der eigenen Arbeit nie auf der Strecke bleiben, so Koch.

Sicher ist die Führung und die Inspiration aus dieser Sichtweise heraus auch einer der Erfolgsfaktor innerhalb der Inzeller Gruppe, die sich in der Zwischenzeit „Die Klimawerkler“ nennen und der sich immer mehr Frauen und Männer angeschlossen haben. Alle zwei Monate trifft sich die Interessensgemeinschaft zu einem „Klimawerkler-Stammtisch“ bei dem aktuelle Themen diskutiert und Aktionen besprochen werden. Neben dem erwähnten Emailverteiler und der öffentlich zugänglichen, interessanten Hompage - www.klimawerkler.de - informieren sich die Mitglieder bei Exkursionen, schauen sich biologische Lebensmittelerzeuger an, setzen sich für Bieneweiden ein oder lassen sich von Referenten etwa über Humuserzeugung, altes Saatgut, Kräuter oder alternative Energieerzeugung informieren.

Engagiert setzten und setzen sich die Frauen und Männer zum Beispiel auch für einen gentechnikfreien Landkreis (Zivil Courage) ein oder machen derzeit auf die Gefahren des geplanten TTIP-Abkommens zwischen den USA und Europa aufmerksam.
Für Interessierte steht zudem in der Gemeindbibliothek ein Bücherkoffer der Klimawerkler. Eine wertvolle Anerkennung wurde den Klimawerklern 2013 zuteil als sie den Deutschen Bürgerpreis in der Kathegorie „Alltagshelden“ erhielten. Wertvolle Unterstützung für ihre Arbeit vor Ort fließt der Gruppe auch aus Mitteln des „Chiemgauer e.V.“ zu.
Für Elisabeth Koch sind Projekte aber erst in zweiter Linie wichtig. Oberstes Ziel sei es miteinander umzugehen, eine funktionierende Gemeinschaft zu bilden und diese auch zu pflegen.
So seien, nach ihrer Ansicht und aus der Erfahrung heraus, schwierige Themen wie Lebensmittel- und Finanzskandale, manch menschenverachtender Umgang mit unseren Mitgeschöpfen, das drohende TTIP Abkommen oder etwa die Zerstörung der tropischen Wälder zu Gunsten der Palmölerzeugung für alle leichter zu ertragen.
Die Gruppe freue sich in jedem Fall über noch ganz, ganz viele Multiplikatoren.
Dazu brauche es keine Vorkenntnisse sondern nur den Willen sich auf die spannenden Themen des Lebens einzulassen und, wo es gehe, selber anzupacken.

Text und Bilder von Werner Bauregger