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03.07.2015

Warum Griechenland nicht an allem schuld sein kann


Der Finanzexperte und Gründer der sozialen Genossenschaft RegioStar, Franz Galler, schreibt im Zallis-Newsletter:

Für unsere Bundeskanzlerin ist die Sache klar:
Die griechische Regierung hat alles falsch gemacht, Herr Schäuble und die europäischen Institutionen, also der Internationale Währungsfonds, die Europäische Kommission und die Europäische Zentralbank, haben alles richtig gemacht.

Doch kann das sein?
Griechenland hatte in 2014 mit ca. 250 Milliarden (klick) nicht einmal 2 % des Bruttosozialprodukts der fast 14 Billionen von Europa (klick). Griechenland hat mit ca. 317 Milliarden(klick) nicht einmal 3 % aller ca. 12,1 Billionen Staatsschulden von Europa (klick).


Sorry … aber mir kommt das so vor, als wenn der Bankdirektor einer Sparkasse die Pleite eines kleinen Handwerkers als Begründung heranzieht, dass seine Bank in großen finanziellen Schwierigkeiten sei. Da würde doch jeder Vernünftige sagen: „Das kann doch nicht sein. Da stimmt schon was anderes nicht – da wurden große handwerkliche Fehler gemacht!“

Seit sechs Jahren haben wir die Krise in Griechenland:
- Rückgang der Wirtschaftsleistung, die angeblich angekurbelt werden sollte, um 25 Prozent
- Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 25 Prozent
- Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit auf über 50 Prozent
- Zusammenbruch des Gesundheitssystems
- Kürzungen der Renten um 40 Prozent, Senkungen der Löhne um 30 Prozent
Und jetzt soll wieder gekürzt werden?

Die griechische Regierung hatte vorgeschlagen, dass Gewinne über 500.000 Euro ein einziges Mal mit einer Zusatzabgabe belastet werden. Da sagte die Troika: „Nein, das kommt überhaupt nicht infrage.“

Ich kann die Wut der Menschen verstehen ….

Die 50 reichsten Menschen besitzen mehr als die Hälfte des Vermögens aller Erdenbewohner. Weltweit gibt es 14,6 Millionen Millionäre, und diese Superreichen besitzen insgesamt 56, 4 Billionen. Als Millionär zählt laut dieser Studie, wer ein anlagefähiges Vermögen von mehr als einer Million US-Dollar besitzt. Nicht gezählt werden selbstgenutzte Immobilien und Sammlungen wertvoller Objekte.

Ein unglaublicher Reichtum in relativ wenigen Händen. Trotz dieser Entwicklung und der gleichzeitig immer größer werdenden Finanzierungsprobleme im Sozial-, Bildungs- und Umweltbereich können sich die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft noch immer nicht durchringen, entsprechende Vermögenssteuern einzuführen, obwohl sie dadurch auch die Überzeugung von immer mehr Experten negieren, dass die Kapitaleinkommen so besteuert werden müssen, dass sie nicht rascher als die Wirtschaft wachsen, wenn wir mittelfristig eine weltweite Finanzkatastrophe vermeiden wollen.

Die Situation in Griechenland und anderen Staaten genügt anscheinend noch nicht für ein Umdenken und entsprechendes Handeln.

Machen Sie sich Ihr eigenes Bild – z.B. hier mit dieser 30-minütigen Panorama-Sendung (klick) „Ach Griechenland – wie die Griechen unter der Krise leiden“ vom vergangenen Dienstag